Endlich Frühling, endlich Saisonstart! Und das in einer Gegend, die die wenigsten kennen. Die Vorfreude aufs Spezialistentreffen ist deshalb so groß, dass fast alle Teilnehmer einen Tag früher in die Oberlausitz reisen. »Na, wenn das so ist, dann mache ich das auch«, denke ich mir und sattele unseren Dauertester Suzuki GSX-S 1000 GT. Ein famoses Bike mit tollem Motor, super Handling und eingebautem Überholprestige. So sind die rund 600 Kilometer Autobahn einmal quer durch die Republik gut und überraschend bequem zu schaffen. Nur der Windschutz dürfte für eine »Grand Touring« besser ausfallen und Heizgriffe wären auch prima. Schon vom Start weg ist es nämlich kühl, von Stunde zu Stunde wird es kälter und kurz vor dem Ziel fängt es auch noch an zu regnen. Hoffentlich bleibt das nicht so …
Die anderen sitzen schon zu Tisch, doch eine heiße Dusche muss noch sein. Auf der Speisekarte stehen Dinge wie »In Rotwein geschmorte Ochsenbäckchen« oder »Lachstatar mit Rote Bete und Rhabarber« – da wird’s auch mir wieder warm. Doch nicht nur die Küche im Landidyll-Hotel Erbgericht Tautewalde hat es in sich, auch das Drumherum passt perfekt. Enrico, seine Frau Nadine sowie das gesamte Team verstehen ihr Handwerk pefekt.
Die Tour durchs Elbsandsteingebirge am ersten Tag fällt zwar nicht komplett ins Wasser, doch kürzer als geplant aus. Dennoch können alle einen positiven Eindruck von der Oberlausitz gewinnen und es hat auch seine guten Seiten: An der Bastei, wo sich an schönen Tagen die Touristen drängeln, ist kaum etwas los. Und auch das Verkehrsaufkommen ist gering, als wir über Sebnitz durchs Kirnitzschtal und Bad Schandau dort ankommen. Über kleine, feine Straßen gelangen zum Hofcafé in der kleinen Gemeinde Gohrisch, um »die beste Eierschecke der Welt« zu testen. Das könnte sogar stimmen, denn bald ist der Blechkuchen, wahlweise mit Quark oder Mohn, restlos vertilgt.
Abends trifft der Rest der Truppe ein und am nächsten Tag scheint doch tatsächlich die Sonne. Zumindest zum obligatorischen Gruppenfoto. Weitgehend trockenen Rades verbringen wir die zweite Runde im und ums Zittauer Gebirge, dem kleinsten Mittelgebirge Europas. Leider ist die Bikerhöhle Pekelne Doly noch geschlossen, dafür sind die markanten Kelchteine bei Oybin frei zugänglich. Vorbei an der Schauwerkstatt der weltberühmten Herrnhuter Sterne, landen wir schließlich am Obermarkt von Görlitz, vorbildlich mit kostenlosen Motorradparkplätzen ausgestattet. Wir schlendern durch die prächtige Altstadt zur Neiße, die die Grenze zu Polen bildet. Von der Brücke eröffnet sich ein toller Blick auf die Peterskirche. Eine der Besonderheiten ist die Sonnenorgel, deren Prospekt (das äußere Erscheinungsbild) 17 Sonnen mit Orgelpfeifen zieren.
Zurück im Hotel, tischen die Wirtsleute zum Abschluss ein vorzügliches Büffet mit Köstlichkeiten aus dem Smoker auf. Herrlich, so wie das gesamte Treffen. Und alle wünschen sich nur noch eins: eine warme, sonnige Saison 2023.