April 1999: Zwölf motorradbegeisterte Gastronomen machten sich auf den Weg Richtung Chiemsee und trafen sich im Hotel Zur Post in Törwang am Samerberg. Zusammen mit Hausherr Wolfgang Pallauf und Partnerhaus-Gründer Rudolf Kuhl legten sie hier den Grundstein für die von nun an regelmäßig stattfindenden Spezialisten-Treffen der TOUREN-FAHRER-Hoteliers. Seither gab es bis auf drei Ausnahmen jährlich zwei Treffen: jeweils im April und im Oktober, also zu Beginn und am Ende der Motorradsaison.
Alle Partnerhaus-Betreiber sind eingeladen, an diesen Treffen teilzunehmen. Im Lauf der Zeit hat sich überdies ein »harter Kern« herausgebildet. Willi und Sabine vom Berggasthof Beverin in der Schweiz zum Beispiel, Uli, der Harley-Recke aus dem Sauerland, oder die Gärtners aus dem Vogelsberg, um nur einige zu nennen. Da haben sich echte Freundschaften entwickelt. Man trifft sich auch mal zwischendurch, feiert einen runden Geburtstag zusammen oder fährt sogar gemeinsam in den Urlaub. Erst letztes Jahr »testeten« einige das Angebot von Christians Andalusienreisen und waren schlicht begeistert, wie der Eifeler Forsthaus-Chef diese Touren organisiert und durchführt. Nicht zu toppen sind jedoch Markus und Franz aus dem Schwarzwald. Sie waren nämlich auf allen Treffen mit dabei!
Das hat nicht einmal Rudolf geschafft, obwohl alles auf seine Initiative zurückgeht. Vor über 30 Jahren begann er damit, Hotels zu besuchen, die sich in Anzeigen als motorradfreundlich präsentierten. So kamen 56 Häuser zusammen, die 1996 in einer kleinen Broschüre vorgestellt wurden – das erste Hotel-Special war geboren. Schnell wuchs die Gemeinde an, sodass es seit der 18. Ausgabe 2013/2014 in ein Deutschland- und ein Europa-Heft gesplittet ist. Im Frühjahr 2025 erscheint übrigens die 30. Ausgabe dieser auch im Internetzeitalter beliebten Booklets.
Oktober 2024: Nach fünfundzwanzigeinhalb Jahren stand das 50. Treffen an. Das musste selbstverständlich genau da stattfinden, wo das Ganze seinen Anfang genommen hatte. Da gab es keine Diskussion, obgleich die Anfahrt in den Südosten der Republik für die meisten recht weit war. So kamen manche mit Transporter oder Anhänger oder machten eine längere Reise draus und hängten noch ein paar Tage Urlaub dran. Rudolf fuhr zusammen mit Ron und Sylvie vom Hôtel de la Sûre in Luxemburg und den Eifler Kollegen Ralf und Gabi, den Seniorchefs vom Haus Diefenbach, und den »Kurfürsten« Lilli und Denis aus Kaisersesch zu Klaus in sein Hotel Zur Post in Klotten an der Mosel. Der hatte schon viel Zeit in der Küche verbracht, um seine Freunde kulinarisch zu verwöhnen.
Nach einem vergnüglichen Abend ging es gemeinsam in den Schwarzwald, nach Bad Peterstal-Griesbach zum Hotel Schützen, um Markus und Petra abzuholen. Am nächsten Morgen stieß noch Franz vom Hotel Waldblick aus dem nahen Schenkenzell hinzu. Unterwegs auf der Schwäbischen Alb war plötzlich ein Motorrad mehr in der Gruppe. Daniel, der Junior vom Hotel Rebstock in Ettenheim-Münchweier, und seine Freundin Alina hatten die TF-Wirte an den blauen Gepäckrollen erkannt und fuhren den Rest der Strecke mit. Am Montagabend war die Mannschaft schon fast komplett im Hotel versammelt, nur wenige kamen erst zum offiziellen Start am Dienstag.
Natürlich wurde an diesem Tag auch Motorrad gefahren. Durch den hartnäckigen Frühnebel hatte es allerdings keiner so richtig eilig, sodass viele erst gegen elf Uhr starteten. Es fanden sich mehrere kleine Grüppchen zusammen, eine führte Rudolf an. Sein Ziel war der Große Ahornboden bzw. die Eng-Alm, erreichbar über ein wunderschönes Sträßchen ab Vorderriß, das auf der österreichischen Seite nach Hinterriß zum Schluss doch noch mautpflichtig wurde. Auf dem Weg dahin kamen sie durch die traumhaft schöne oberbayerische Voralpenlandschaft, vorbei an Schliersee und Tegernsee, durch die Jachenau und zum Walchensee. Ein Highlight ist immer wieder die ebenfalls mautpflichtige Straße von Wallgau nach Vorderriß an der Isar entlang. Doch egal, diese Gegend ist jeden Cent wert – in der Nebensaison …
Eine andere Gruppe folgte Gastgeber Wolfgang, und zwar genau in die entgegengesetzte Richtung. Sein Ziel war das Kehlsteinhaus bei Berchtesgaden. Eine Runde über die Roßfeldhöhenringstraße wäre aufgrund tief hängender Wolken nur halb so interessant gewesen, stattdessen steuerte er direkt das Dokumentationszentrum Obersalzberg an. Hier musste in einen Bus umgestiegen werden, denn die schmale Kehlsteinstraße ist schon seit Jahrzehnten für den Individualverkehr gesperrt. Ab etwa der halben Strecke war die Wolkendecke durchstoßen und es eröffneten sich sensationelle Ausblicke.
So hatten alle ein tagesfüllendes Programm und zurück im Hotel ging es nahtlos weiter. Nicht nur die offizielle Eröffnung mit nunmehr allen Teilnehmern stand an, sondern auch Wolfgangs Geburtstag. Und der wurde im großen Saal mit Schweinshaxn, Knödeln und bayerischer Livemusik zünftig gefeiert. Voll im Klischee und so richtig schön. Und mit Ewald, dem Fischerwirt aus Bayerisch Eisenstein als weiterem Geburtstagskind, nahm die Feierlaune so schnell kein Ende.
»Morgen fahren wir die Tour wie beim ersten Treffen vor 25 Jahren«, kündigte Wolfgang an. Aufgrund der morgendlichen Nebellage und weil die Runde nur etwa 160 km lang war, war das obligatorische Gruppenbild erst auf zehn Uhr angesetzt. Bei bestem Herbstwetter düsten die TF-Hoteliers danach in drei Gruppen über die Tatzelwurm- auf die Sudelfeldstraße und legten auf der Passhöhe beim »Schnauferl Wirt 1123er«, der damals Café Kotz hieß, eine erste Pause ein. Eine astreine, zügig zu fahrende Strecke mit weiten Kurven – und deshalb auch geschwindigkeitsbeschränkt …
Weiter ging’s nach Bayerischzell über den Ursprungpass nach Kufstein und vorbei am Wilden Kaiser nach St. Johann. Zur Mittagspause war auf der Griesner Alm reserviert, die nach einem Großbrand vor drei Jahren komplett neu und modern wiederaufgebaut worden ist. Zum Nachtisch sozusagen stand eine Besichtigung mit Verkostung bei der Käserei Plangger in Sebi an, bevor die Runde über Sachrang und Aschau ihren Abschluss fand.
Zum Abendessen wurden wieder alle »Geschütze« der regionalen Küche aufgefahren, die in einer Riesenpfanne Kaiserschmarrn und einer 25-Jahre-Torte ihren Höhepunkt fanden. Da hat sich das gesamte Team erneut mächtig ins Zeug gelegt und bis zum Schluss alles gegeben. Herzlichen Dank!
Auch wenn die Gastronomie zuweilen ein vereinnahmendes Geschäft ist, kann man ihn schon beneiden, den Wolfgang. Wohnt in einer der schönsten Gegenden Deutschlands, hat super Motorradstrecken vor der Haustür und führt ein waschechtes, urbayerisches Gasthaus zusammen mit seiner Tochter Romy. Und tolle Freunde hat er auch!